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Flurdenkmäler erkundet

Eine Wanderung führte zu Weg- und Glaubenszeichen

Aus der Rottenburger Post vom 11. Juli 2013

Wegzeichen als Alltagskultur vor Ort kennenzulernen und dabei ins Gespräch zu kommen - dies gelang bei einer familientauglichen Wanderung von Rottenburg nach Oberndorf am vergangenen Sonntag.

Oberndorf. Die familientaugliche Wanderung, zu der die Katholische Erwachsenenbildung zusammen mit der Stiftung „Wegzeichen, Lebenszeichen, Glaubenszeichen" eingeladen hatte, lockte am Sonntag nicht nur Menschen aus der näheren Umgebung. Mit dabei war auch eine Familie aus Stuttgart und ein Ehepaar aus Ulm. Es war der Auftakt zu einer Reihe weiterer Veranstaltungen zum Thema. Eingebettet in die Landschaft fand sich zwischen Rottenburg und Oberndorf eine breite Vielfalt von Wegzeichen: einfache Holzkreuze, Bildstöcke mit einer fein gearbeiteten Marienfigur oder einer gemalten Kreuzigungsszene aus dem 19. Jahrhundert, eine moderne Granitsäule, ein schmiedeeisernes Kreuz.

Immer sind damit Geschichten verbunden: von Not, von Dankbarkeit und von Freude. Sie laden ein zu einer kurzen Rast und die Gruppe, die am Sonntag unterwegs war, machte die Erfahrung, dass man dabei gerne ins Gespräch kommt, gemeinsam nachdenkt, wovon diese Zeichen sprechen. Zu den historisch bedeutsamsten Flurdenkmälern gehören die Sühnekreuze aus dem 15. und 16. Jarhundert am Ortsrand von Wen- delsheim. Sie sind rechtlich gültige Zeugnisse von außergerichtlichen Einigungen zwischen Tätern und Hinterbliebenen nach einem im Affekt oder fahrlässig herbeigeführten Tod eines Menschen. Sie sind Dokumente eines Prozesses und Zeichen der Wiedergutmachung.

Dabei ergänzten sich Kompetenzen unterschiedlicher Art in der Gruppe und eröffneten neue Blicke auf die Kleindenkmale am Wegrand:
Rolf Seeger, der Dekanatsbeauftragte für den Martinus-Weg, erschloss mit fundierten geschichtlichen und zeitgenössischen Wissen den Sülchgau als Kulturlandschaft, als Steinmetz wies Harald Straub aus Wendelsheim ein in Handwerkskunst und Materialien und die beiden Organisatorinnen, Renate Tafferner von der Stiftung "Wegzeichen - Lebenszeichen - Glaubenszeichen" und Lydia Bendel-Maidl von der Katholischen Erwachsenenbildung Tübingen suchten mit Texten und eigenen Gedanken spirituelle Impulse zu geben und den Bezug zur Gegenwart herzustellen.

Nach einer Rast in Oberndorf und einem Vortrag des Vorstand der Stiftung Wegzeichen, Volker Farrenkopf, folgte der etwas anstrengendere Teil der Wanderung: der Aufstieg entlang dem Kreuzweg zur Tannenrain-Kapelle. Anna Heumesser erzählte als Zeitzeugin von der Errichtung der Kapelle und von den Wirkungen einer solchen Gemeinschaftsaktion: das gemeinsame Engagement half mit, Gräben, die die nationalsozialistische Ideologie zwischen den Menschen im Ort aufgerissen hatte, zu überbrücken. Sie und andere anwesende Oberndorfer hatten als Kinder auf ihren Köpfen Steine zum Bau hochgeschleppt - teils anstelle des Religionsunterrichts.