„Wanderer hemme Deine Hast...“. Unter diesem Motto stand auch die zweite Tagung, die die Stiftung Wegzeichen-Lebenszeichen-Glaubenszeichen der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart unter der Schirmherrschaft von Bischof em. Dr. Gebhard Fürst (2000 bis 2023) veranstaltete.
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Das Foyer des Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg am Neckar bot am 21. April 2018 einen schönen Rahmen für die ca. 80 Teilnehmer, die sich einen ganzen Tag lang Zeit genommen hatten, um über die Frage der Aktualität von religiösen Kleindenkmalen in der heutigen Zeit nachzudenken und darüber zu diskutieren. Die kleinen religiösen Glaubenszeichen, Wegkreuze und Kapellen, Bildstöcke und Heiligenfiguren prägen auf ganz besondere Weise die Kulturlandschaft nicht nur der katholisch geprägten Teile Württembergs, geben Richtung und Halt und laden alle, die vorübergehen, zu einer Ruhepause ein. Anders als vielleicht der Besuch einer Kirche ist die Rast an einem religiösen Wegzeichen ein „niederschwelliges“ Angebot, wie Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker es in seinem Grußwort zum Ausdruck brachte: "Du musst nicht beten, aber du kannst; du brauchst nicht anhalten, aber du darfst". Landeskonservatorin Dr. Ulrike Plate wies in ihrem Grußwort auf die prägende Funktion der Kleindenkmale für die Kulturlandschaft hin und betonte ihre Bedeutung für die Denkmalpflege.
In Vorträgen und Gesprächen, mit einem Film und einem Rundgang durch Rottenburg zeigte die Tagung eindrücklich, dass die kleinen religiösen Denkmale nicht aus der Mode gekommen sind, ja dass vielerorts auch in heutiger Zeit neue Wegzeichen errichtet werden. Sie können Ausdruck von Trauer und Gedenken und Orte der Mahnung sein, aber auch Symbol von Gemeinsinn und Solidarität. Kunstwerke von hohem Rang sind darunter, wie die Martinusskulptur von Karl Ulrich Nuss in Rottenburg, sowie auch Gemeinschaftsarbeiten religiöser oder sozialer Gruppierungen, wie der „Friedensweg“ auf dem Gelände des Klosters in Untermarchtal. Und häufig stößt man auf spontan gesetzte Denkmale, wie die Kreuze für Unfallopfer an den Landstraßen oder Gedenkstätten für die Opfer von Terroranschlägen.
Die 2006 auf Initiative von Bischof em. Dr. Gebhard Fürst (2000 bis 2023) gegründete Stiftung soll die christlich geprägte Kulturlandschaft Württembergs sichtbar halten. Seit ihrer Gründung unterstützte sie die Neuerrichtung und Sanierung von rund 130 religiösen Kleindenkmalen. Seit 2001 betreut das Landesamt für Denkmalpflege das große Ehrenamtsprojekt zur flächendeckenden Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg. Denn nur was man er-kennt, schätzt und schützt man.