Kirche engagiert sich

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Stelen auf dem Jakobsweg

Immer höher schlängelt sich der Weg, wenn man sich der Wallfahrtskirche von Aggenhausen nähert. Ein kleiner Friedhof liegt davor. Am Wegrand zeigt ein Schild mit Muschel an, dass man sich auf einer Etappe des Jakobswegs befindet. Nahe bei der Wallfahrtskirche liegt der Marienbrunnen, der nun von fünf künstlerisch gestalteten Stelen gesäumt ist.

Im Rahmen einer Maiandacht wurde der spirituelle Stationenweg jetzt eingeweiht. Weil Aggenhausen seit alters her eine enge Beziehung zum Wasser hat, stehen die Inschriften auf den Stelen unter dem Motto dieses Lebensborns.

Am Eingangstor beim Friedhof ist die erste Stele angebracht: ein schmaler Natursteinblock, an dessen Seiten helle Linien fließendes Wasser andeuten, das sich mäanderförmig über den Stein ergießt. Die konisch zulaufenden Stahlplatten auf den Vorder- und Rückseiten bilden den Untergrund für die Inschriften. Auf der Vorderseite ist ein Mariengebet zu lesen, die Rückseite enthält Informationen über die Geschichte der Kirche.

Stelen verbinden Brunnen und Kirche

Die Ursprünge der 1750 erbauten Barockkirche reichen bis ins achte Jahrhundert zurück, als Mönche aus St. Gallen bei Aggenhausen ein Kloster gründen wollten und den Ort »Akahusa« nannten. In »Akahusa« steckt möglicherweise das lateinische Wort »Aqua« für Wasser. 

»Vor fünf Jahren durfte ich hier zum ersten Mal die Maiandacht halten«, erzählt Pfarrer Johannes Amann. Damals allerdings war die Muttergottes beim Brunnen im Sumpf versunken. »Und statt des heutigen Platzes mit dem von hellen Natursteinen und angepflanzten Koniferen gesäumten Brunnen gab es nur Gestrüpp«, bestätigt Maria Münch. 

»Entweder müssen wir das Marienbrünnele aus dem Kirchenführer streichen … oder wir müssen den Platz neu herrichten«, war man sich im Kirchengemeinderat bald einig. Und so wurde beschlossen, neben der Neugestaltung des Brunnens auch einen Stelenweg als Verbindung zwischen Brunnen und Wallfahrtskirche zu erstellen. Unter einer Bedingung: Die Kosten mussten durch Spenden erbracht werden. 

So wurde unter Federführung einer Projektgruppe zuerst der Platz beim Marienbrunnen hergerichtet. Danach wurde der Künstler Frank Teufel damit beauftragt, fünf Stelen unter dem Motto »Wasser und seine Bedeutung für das christliche Leben« zu schaffen. Die Inschrift auf der zweiten Stele stellt mit einem Wort von Edith Stein über den »Quell des ewigen Lebens« und dem 23. Psalm die Verbindung zur Umgebung her: »Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.« 

Die dritte Stele wurde von der Stiftung Wegzeichen der Diözese Rottenburg-Stuttgart finanziert. Auch sie weist mit ihrer Inschrift aus dem vierten Johannesevangelium auf »das Wasser als sprudelnde Quelle zum ewigen Leben« hin. Ein Wort von Frère Roger Schütz, dem Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, soll an den Auferstandenen erinnern, der »den Weg vorausgeht und in der Tiefe deiner selbst die Frische einer Quelle legt«.

Eine sehr große Spendenbereitschaft

Die vierte Stele steht vor dem Marienbrünnele. »Wenn man von unten den Weg hochkommt, sieht man im Gebüsch etwas leuchten. Das ist die goldene Maria «, erklärt Maria Münch, die mit der Projektgruppe die Gestaltung des Platzes beim Brunnen und die künstlerische Planung der Stelen von Anfang an begleitet hat. So hat die Gruppe unter anderem Kerzen mit einem Bild des Marienbrunnens hergestellt, deren Verkaufserlös dem Projekt zugute kam. 

Der großen Spendenbereitschaft von Privatpersonen, Firmen sowie aus der Politik sei die Realisierung zu verdanken, unterstreicht Pfarrer Amann. Er ist den Jakobsweg schon selbst gegangen: »Da schätzt man solche Ruheplätze und ist offen für die Worte auf den Stelen«, sagt er und liest die Inschrift der vierten Stele. Wie lebensnotwendig Wasser ist, habe er auf dem Jakobsweg selbst erlebt. Und bei diesem Gedanken entsteht schon das nächste Vorhaben: »Wir könnten die Spenden aus der nächsten Maiandacht einem Entwicklungshilfeprojekt in Afrika zugute kommen lassen.«

Ewa Kügler