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Eine Gedenkstätte für Musiker

Bericht in SCHWÄBISCHE ZEITUNG vom 06.04.2014 von Barbara Rau

Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass heute hier eine Kapelle steht – ich hätte es nicht geglaubt

Günther Morgen

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Zwei Stunden zuvor war dieser schönste Platz am Rangenberg – dessen wunderbare Aussicht sich an diesem diesig-kalten Samstag nur erahnen lässt – leer, bis auf eine graue, in den Hang eingefügte Röhre. Die Kapelle, ein Holzständerrundbau, stand da samt Dach noch auf dem Gelände der Zimmerei Butscher in Rohrdorf. Auf zwei Anhänger verteilt, zogen Traktoren die sperrige Fracht auf steilen, engen Waldwegen zum Bestimmungsort. Aber Rundbau und Dach haben es heil überstanden.

Mit Hilfe eines Krans auf einem kleinen Lastwagen sind sie an Ort und Stelle abgeladen worden, die Anspannung der Bauherren war dabei zum Greifen. Als sich dann alle Teile exakt ineinander fügten, waren die Steine, die jedem vom Herzen kullerten, fast zu hören.

Während oben auf dem Dach die abschließenden Arbeiten gemacht werden, betritt immer wieder einer der vier den kleinen Raum, um ihn zu genießen, aber wohl auch wegen der beruhigenden Wirkung. „Der Dachstuhl ist aus Zirbenholz, das senkt die Herzfrequenz“, klärt Berlinger auf. Er hat aus sehr persönlichen Gründen schon seit Jahren der Gedanke an eine Kapelle umgetrieben. Doch er sollte schnell feststellen, dass es kein leichtes Unterfangen ist. Schon allein die Standortsuche war schwierig. Die bevorzugte Adelegg kam als FFH- und Vogelschutzgebiet nicht in Frage und selbst für den Rangenberg brauchte es ein Uhu-Gutachten, wie Berlinger erzählt. Er bat seine Alphornkollegen um Hilfe und wurde sofort erhört. Eine Alphornkapelle als Gedenkstätte für verstorbene Musiker der umliegenden Chöre und Musikkapellen zu bauen, das wurde ihnen zum Herzensanliegen.

Der Bau selbst stellte die vier Männer vor einige Herausforderungen. Das fing schon bei der Befestigung des Platzes und beim Fundament an. Ein Betonring erwies sich als zu schwer. „Silosteine“, das war die Lösung. Die alten Formen und der Fachmann dafür wurden gefunden und so besteht das Fundament, das gleichzeitig Keller ist, aus 200 frisch gegossenen Steinen, wie sie früher im Silobau üblich waren. Alle Baupläne, die für die Kapelle angefertigt wurden, sind von den Zimmerern verworfen worden, erzählen die Alphornbläser.

Die beiden jungen Gesellen Niklas Briechle und Dominik Eckart haben maßgeblich den Bau aus vier Leimbindern und 24 Ständern erstellt. Samt „Mandaladachstuhl“, eine in sich gedrehte Holzkonstruktion. Die Fassade schimmert dank der Zedernholzschindeln rötlich-golden. Wilhelm Zeh und Herbert Rieser haben es sich nicht nehmen lassen, die Kapelle zu schindeln. Und nur nageln kam für sie in Frage - eine langwierige Arbeit. „Ein Haus kann jeder bauen, aber eine Kapelle baut nicht jeder“, sagt Rieser und das scheint sehr viele bewegt zu haben. Alle zu nennen, die für diese Kapelle in irgendeiner Form gespendet oder gearbeitet haben, würde zu weit führen. Eines sei aber noch erwähnt: Die Glocke in der Laterne stammt aus der Klosterkapelle in Isny, auch sie wurde gespendet. „Eine F-Glocke, gestimmt wie unsere Alphörner“, freuen sich die Alphornbläser.

Die „Alphornkapelle zur Heiligen Cäcilie“ wird am Sonntag, 7. September, geweiht. Die Alphornbläser konnten Bischof Gebhard Fürst für die Segnung gewinnen. Das Fest soll, dem Sinn des Bauwerks angemessen, in stilvoller Weise erfolgen.